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Kaum hat der Einzylinder gezündet, schallt uns ein satter, kerniger
Sound entgegen. Die ganze Maschine vibriert und knattert, dass
es eine Freude ist. „Das ist Motorradfahren pur und hat was von
unseren guten alten Ostbikes“, sagt Martin Wenzel (46) aus
Dresden, neben Adrian Fried (23) aus Einbek Gewinner der Dane-
Abenteuertour.
Erste Fahrt auf dem „indischen Kultbike“
Nach einer kurzen technischen Einweisung (wir fahren übrigens
„europäisch“, also mit Linksschalter) geht es auch schon von
unserem High Land-Hotel ab ins Gewimmel von Manali, auf der
linken Straßenseite natürlich. Nach den ersten zwei, drei Kur-
ven habe ich den Linksdreh schnell wieder raus und gewinne an
Sicherheit. Schließlich bin ich ja schon in Südafrika und Japan auf
dem Motorrad unterwegs gewesen.
Doch ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht. Enge Straßen
werden plötzlich wirklich eng, wenn sich gleichzeitig indische
Passanten, Hunde, Kühe, Transporter, Busse und Enfields anein-
ander vorbeizwängen wollen. Wer zuerst hupt, gewinnt! Schnell
gewinnen wir Übung im rechtzeitigen Betätigen des Signal und
assimlieren uns rasch im Verkehr. Elegant weichen wir Schlag-
löchern aus und die idealen Radien bei den Links- und Rechts-
kurven gelingen immer besser. Der anfängliche Respekt vor der
Maschine ist verflogen, der für die ungewohnten Verkehrssituati-
onen bleibt. Und das ist gut so. Hier in Indien darfst du für keinen
Moment schläfrig durch die Gegend biken, an jeder Ecke sind
Reaktionen erforderlich und der Lenkbefehl fürs Fahrzeug muss
blitzschnell erfolgen.
Der erste Tanz auf der Enfield hat mir und den zehn Teilneh-
mern einen Riesenspaß gemacht. Fahrwerk, Sitzposition und die
Fähigkeit, die Unebenheiten der „rough toads“ wegzuschlucken,
zeichnen das indische Kultbike aus. Die Crew von Motorcycles
Expeditions um Buddi Singh (32) und „Mr. Moti“ plus Mechani-
ker Ramen (23) strahlt Ruhe und Gelassenheit, Souveränität und
Professionalität aus.
Auf in‘s Abenteuer
Das Vorgeplänkel hat ein Ende, morgen startet für uns alle der
„Trip des Lebens“ und wir erstürmen auf zwei Rädern den
Rotangla-Pass (3978 Meter hoch) soll die schlammigste Etappe
der insgesamt 1.500 Kilometern langen Dane Trans Himalaya
Tour werden. Ausgestattet mit der neuesten Motorradschutzbe-
koller (kein Hunger, kein Durst, Schwindelgefühl
oder Kopfweh) Signal geben, damit der betroffene
Fahrer sofort 400 bis 500 Höhenmeter nach unten
verlagert werden kann. Zusätzlich sorgt Sauerstoff
im Begleitfahrzeug für Sicherheit. Außerdem haben
wir zwei Ärzte in unserem Team, Markus Meissner
(54) aus Sersheim bei Bietigheim-Bissingen, Arzt
für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde, und Pe-
ter Markreiter (56), ein gelernter Unfallchirurg und
Orthopäde, der jetzt Gesellschaftsarzt für die Versi-
cherungskammer Bayern in München ist. Langsam
reift bei uns allen der Gedanke, dass das keine Spa-
zierfahrt werden wird und wir mobilisieren unsere
mentalen Kräfte. Jetzt wird es bald ernst.
Einweisung in die Funktion der Royal En-
field
Am frühen Nachmittag lernen wir auf einem 45
Kilometer-Ritt nach Nagga zum Lunch die Enfields
näher kennen und gehen quasi erstmal in die
indische Fahrschule. Ganz stolz bin ich darüber,
dass ich die 500 Kubik Einzylinder-Maschine bereits
beim ersten Versuch per Kickstarter zum Leben
erwecken konnte. Das ist mir das letzte mal vor 31
Jahren geglückt auf meiner Hercules Supra4.
dane trophy 2013 - tagebuch