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Schon berufsbedingt habe ich diverse Motorrad-

fahrten machen dürfen, nicht nur in die schlechtes-

ten Gebiete der Welt. Aber dieser Trip in ein kleines

Dorf in ein vergessenes Land, in die Heimat meiner

Vorfahren, war das Beste was ich auf dem Motor-

rad jemals erleben durfte.

Die Art des Reisens, die Menschen die ich traf,

das ganze Durcheinander und sogar die eigenen

kleinen Trotteligkeiten machten den Trip zu einem

einzigartigen Erlebnis.

Neben den privaten Erkenntnissen, die ich hier

nicht zu breit thematisieren möchte, hat der Trip

die tiefe Erkenntnis gebracht, dass es immer eine

Lösung gibt. Und das die Menschen viel besser,

freundlicher und hilfsbereiter sind, als es uns in den

Medien bisweilen suggeriert wird.

Wenn man der Welt unvoreingenommen und of-

fen entgegen tritt, ist die Wahrscheinlichkeit groß,

dass sie sich auch so zeigt.

Eine kleine Dorfalkoholkerbande und ihre Freunde

in einem kleinen moldawischen Kaff namens Al-

bota hat mir dies nachdrücklich und für alle Zeiten

gezeigt.

- ENDE -

P.S. Epilog: Leider, leider, leider hat es meine treue

BMW nicht mehr auf den eigenen Rädern in die

Heimat geschafft. Ein schnöder Elektrikfehler hat

dazu geführt, dass ich die letzte Etappe von Prag

nach Cottbus in einem LKW des ADAC zurück

liegen musste.

Aber wie gesagt, es gibt immer eine Lösung. Und,

letzte Erkenntnis dieser fantastischen Tour, manch-

mal hat sogar eine Versicherung auch ihren Sinn.

mir, um quasi Länderpunkte zu sammeln, einen kurzen Abstecher

nach Österreich (wie gesagt, mein Nummernschildproblem hatte

ich bereits verdrängt), zurück in die Slowakei und dann nach Prag

in Tschechien.

Eine problemlose Reise. Schwierigkeiten hatte ich ja schließlich

auch schon genug gehabt. Die BMW lief wie am Schnürchen, die

Sonne schien und, wie nahezu überall, traf ich auf Gastfreund-

schaft, Interesse und Warmherzigkeit.

Ich wählte die großen Metropolen für meine Übernachtungen:

Sofia, Belgrad, Budapest, Bratislava, Wien und traf nach meinem

Gefühl immer auf Städte, die sich auch Jahre nach Ende des

kalten Krieges immer noch im Aufbruch zu befinden schienen. Ein

buntes, jugendliches, internationales Publikum. Ich fuhr bis zum

späten Nachmittag, erholte mich kurz und erkundete dann mit

dem Motorrad das städtische Leben. Die BMW tat zuverlässig ih-

ren Dienst, und das kontinentale Klima versorgte mich mit einem

angenehmen Luftstrom von 30 Grad.

Unter diesen Bedingungen die großartigste Art des Reisens: Allei-

ne mit dem Motorrad.

Ich möchte jedem, der weiß, was Motorradfahren bedeutet, an-

raten, einmal im Leben eine solche Tour zu machen: Allein, wenig

Gepäck, mit nur einem vagen Ziel und genügend Zeit.

Das alte Gefühl der ersten Motorraderfahrung kommt zurück.

Man besitzt die Freiheit zu fahren wann man will, wie lange man

will, wohin man will. Man kann, im Wortsinn an jeder Kreuzung

entscheiden, was man tun möchte. Man ist für sich alleine und

entscheidet alleine. Man öffnet sich den Menschen und der

Umgebung viel mehr, da man nicht auf einen Partner fixiert ist.

Motorradfahren und Motorradreisen in Reinform.

Auch das Prinzip der Reduktion war eine richtige Entscheidung.

Wenig Gepäck, wenig Ballast. Noch nicht einmal viel Bekleidung.

Eine Lederjacke, zwei Jeanshosen.

Wenn es regnet, regnet es. Man stellt sich unter eine Brücke,

sofern vorhanden, und wartet bis es aufhört. Reisen im ursprüng-

lichen Sinne. Einfach und anstrengend, intensiv und einzigartig.

MOTORRADLEBEN

Auf dem LKW Bock ist´s auch schön.

Huckepack in die Heimat.

Zurück in Cottbus. Sogar mit Motorrad.

Meinen Dank & Sport frei, Thomas

Dann eben so. Gelbe Engel in Prag.

Versicherungen sind unterbewertet.