Zum Inhalt springen

Tag 6: Ein Tagesausflug auf 4500m und eine schwierige Entscheidung.

Schon mehrfach habe ich in diesem kleinen Tagebuch berichtet, dass der Himalaya uns daran gewöhnen möchte, dass wir auf die Dinge nicht immer Einfluss haben. Den größten Einfluß auf unsere Reise hatte aber nicht die Natur, sondern der Mensch.

Zwar ist unsere Abreise noch eine Woche entfernt, aber schon jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen, die uns eines der Ziele unserer Reise nehmen würde: Der jahrzehntelange Kaschmir Konflikt an der Grenze zwischen Pakistan und Indien beeinträchtigt unsere Tourplanung.

Kaschmir Konflikt

Der Kaschmir Konflikt basiert auf einer Entscheidung, die im Jahre 1947 getroffen wurde: Der Teilung des vormalig unter britischer Kolonialherrschaft befindlichen „Britisch-Indien“ in Pakistan und Indien im August 1947. Die Aufteilung von Britisch-Indiens in zwei Länder war im Indian Independence Act festgeschrieben worden und markierte das Ende der britischen Kolonialherrschaft auf dem indischen Subkontinent. Punkt Mitternacht am 15. August 1947 entstanden so mit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft zwei neue unabhängige Staaten. Der neue Staat Indien bestand aus den von einer Hindu- oder Sikh-Mehrheit bevölkerten Regionen des Britisch-Indien, und der neue Staat Pakistan aus denjenigen Gebieten, die von einer muslimischen Mehrheit bevölkert waren. Der Name Pakistan setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der damaligen indischen Provinzen zusammen, in denen mehrheitlich Muslime lebten: P(andschab), A(fghanen-Provinz), K(aschmir), S(ind). Hinzu kommt der Auslaut von (Belutschis)tan.

Die Fürstenstaaten, denen zuvor zumindest eine Teilunabhängigkeit von der britischen Krone zugestanden worden war, wurde die Entscheidung überlassen, welchem der beiden neuen Staaten sie beitreten wollten. Obwohl der UNO-Sicherheitsrat 1948 eine Resolution erlassen hat, wonach die Kaschmirer selbst abstimmen sollten, zu welchem Land sie gehören wollen, ist es nie dazu gekommen. Kaschmir wurde geteilt; im Süden ist der indische Bundesstaat Jammu und Kaschmir entstanden, der Norden steht unter pakistanischer Verwaltung. Bis heute schwelt der Konflikt um die Unabhängigkeit der Bewohner von Jammu und Kaschmir und dieser Konflikt sollte auch uns beeinflussen.

Der neue Aufruhr begann am 8. Juli 2016, als der junge Rebellenführer Burhan Muzaffar Wani von indischen Spezialeinheiten erschossen worden war. Er hat über soziale Medien viele junge Menschen mobilisieren können. Noch Wochen nach seinem Tod flammt die Gewalt in der nahe der pakistanischen Grenze gelegenen Stadt Srinagar immer wieder auf. Mit der Folge das der Weg über den wunderschönen ZojiLa-Pass Richtung Srinagar mehrfach gesperrt wurde.

Für uns ist diese Entwicklung von Bedeutung, da wir am Ende unserer Reise von Srinagar nach Delhi zurückfliegen wollten, um von dort aus wiederum den Heimflug nach Deutschland an zu treten.
Wenn der Pass nach Srinagar gesperrt bleiben würde, hätten wir keine Möglichkeit zur (rechtzeitigen) Rückkehr. Selbstverständlich steht die Sicherheit und das Wohlbehalten der Teilnehmer an erster Stelle, so dass wir die Entscheidung treffen mussten, eine Fahrt in das unruhige Kaschmirtal nicht zu riskieren.

Es gibt noch drei weitere Möglichkeiten, rechtzeitig zu unseren Flügen nach Delhi zurück zu kehren.
– Flüge von Leh nach Delhi
– Die Zugfahrt von Shimla nach Delhi
– Ein Bustransfer von Manali nach Delhi

Da allen Reisenden der Weg über Srinagar verwehrt ist, waren leider auch bei den Flügen von Leh nach Delhi nicht mehr genügend freie Plätze für unsere immerhin 27 Mann starke Truppe vorhanden. Letztendlich blieb als einzige Möglichkeit zur rechtzeitigen Rückkehr nach Delhi, der Bustransfer von Manali. Leider hatte diese Entscheidung auch zur Folge, dass wir auch die Stadt Leh nicht mehr erreichen würden und somit auch auf die Fahrt auf den bei Leh befindlichen höchsten Pass der Erde, dem KhardungLa, werden verzichten müssen. Der Weg von unserem heutigen Standort Kaza nach Leh, dann die Tagesreise auf den KhardungLa und die durch die Sperrung Srinagars  notwendige gewordene Rückreise nach Manali waren innerhalb der noch verbleibenden Tage nicht zu schaffen.  zumindest nicht, wenn wir die gesundheit und Sicherheit der Gruppe nicht gefährden wollen würden.

Eine harte Entscheidung für alle Teilnehmer. Der KhardungLa gehört zwar nicht zu den spektakulärsten Pässen der DANE TROPHY TRANSHIMALAYA, aber als höchster befahrbarer Pass der Welt hat er natürlich eine ganz eigene Bedeutung.

Aber wie die weitere Entwicklung zeigen sollte, war unsere Entscheidung die einzig richtige. Denn, wie sich zeigte, war der Weg nach Srinagar bis zum Tag unserer Abreise versperrt. Es hätte keine Möglichkeit gegeben (rechtzeitig) nach Delhi und somit auch nach Deutschland zurück zu kehren.

Die trotzdem schwierige Entscheidungsfindung der Gruppe zog sich bis zum späten Vormittag hin. Den restlichen Tag verbrachten wir mit einer Tagesreise zu dem 4500m hoch gelegenen Dorf Langza sowie einem Besuch des seit dem 11. Jahrhundert existierenden „Gelbmützen-Kloster“ Ki. Dazwischen gab es im abgelegenen Himalaya Tal den großartigsten Bürger aller Zeiten.

Dane Trohy Transhimalaya Tag 6 Strecke

Am Ende des Tages war die leichte Enttäuschung über die notwendige Entscheidung auf den KhardungLa verzichten zu müssen, der Erkenntnis gewichen, dass der Himalaya auch ohne ihn noch viele faszinierende Momente uns bieten wird:

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert